Angriffe von Bären auf Menschen
Immer mal wieder liest man von schrecklichen Vorfällen, bei denen in Kanada oder den USA Menschen von Bären verletzt oder sogar getötet werden. Allein in 2011 gab es bisher einen tödlichen Angriff eines Schwarzbären in Kanada, einen ebenfalls tödlichen Angriff eines Grizzlys im Yellowstone-Nationalpark in den USA und einige mehr oder weniger glimpflich verlaufene Begegnungen zwischen Menschen und Bären im westlichen Kanada. Nicht zuletzt durch die Berichterstattung in der Presse werden solche Fälle immer wieder ins Bewusstsein geholt, natürlich wird nie vergessen, die bisherige jüngere Historie der Attacken zu erwähnen.
Der Schwarzbär-Angriff in Lillooet, B.C.
Schauen wir uns einige dieser Vorfälle mal genauer an. Beim Vorfall Ende Juni 2011 wurde eine 72-jährige Frau in der Nähe von Lillooet schrecklich entstellt aufgefunden. Die Frau, eine Stammesangehörige der Xaxli’p, hatte in der Nähe ihrer einsam mitten in Bärengebiet gelegenen Hütte sicherlich auch vorher schon die eine oder andere Begegnung mit Bären, hat jedoch bewusst weiter dort gelebt. Vier Schwarzbären wurden im Anschluss an den Vorfall getötet, ob einer von Ihnen tatsächlich der Bär war, der die Rentnerin getötet hatte, wurde erst später untersucht. Tatsächlich ist noch nicht einmal erwiesen, dass der Tod überhaupt durch eine Bärenattacke verursacht wurde. Möglicherweise ist die nicht mehr ganz junge Frau auch einfach auf ihrem Grundstück gestürzt oder einer Herzattacke erlegen und das Raubtier hat nichts anderes getan, als sich über die Leiche herzumachen – nichts, was eine Hauskatze nicht auch tun würde.
Der Grizzly-Angriff im Yellowstone-Nationalpark
Ein Wanderer, der mit seiner Frau im Yellowstone-Nationalpark unterwegs war, wurde von einer Grizzly-Bärin getötet. Beim Wandern hatte das Paar die Bärin und ihre Jungen überrascht. Jedem Wanderer in diesem Gebiet sollte eigentlich bekannt sein, dass es dort Bären geben kann und man daher nur sehr geräuschvoll unterwegs sein sollte, um genau diese überraschenden Begegnungen zu vermeiden. Scheinbar hat sich dieses Paar nicht an diesen Rat gehalten und so kam es zum ersten tödlichen Bärenangriff im Park seit 25 Jahren. Das letzte Opfer, ein Fotograf, wurde neben seinem aufgebauten Stativ gefunden; man vermutete, er wollte den Bären fotografieren, der ihn dann stattdessen tötete.
Weitere Vorfälle
Immer wieder gibt es Begegnungen zwischen Bären und Menschen, bei denen Menschen verletzt werden. In vielen Fällen sind sie einfach auf Leichtsinn zurückzuführen, wie z. B. bei dem Mann, der kürzlich beim Beerenpflücken am Rivers Inlet, 350 km nördlich von Vancouver, von einem Grizzly angegriffen wurde. Nun ist einer der ersten Hinweise, den man in Kanada bekommt, der Satz „Beerenzeit ist Bärenzeit“. Neben anderen Nahrungsquellen, insbesondere natürlich Lachs und verschiedenen Wildtieren, sind reife Beeren wichtige Energielieferanten für Grizzlys und Schwarzbären. Die Wahrscheinlichkeit, dass man in dieser Jahreszeit in einer Gegend mit vielen Beerensträuchern auf einen ebenfalls sammelnden Bären trifft, ist also nicht ganz gering. Umso mehr sollte man sich laut bewegen und schon gar nicht allein unterwegs sein.
Wer mal gesehen hat, wie sich manche Touristen verhalten, die einen Bär auf der Straße oder am Straßenrand sehen, mag sich eigentlich eher wundern, dass es nicht viel häufiger zu tödlichen Vorfällen kommt. Mit welcher Unvernunft manch ein Mensch sein Auto verlässt, um vielleicht mit seiner Kleinbildkamera doch noch ein vernünftiges Foto von seiner Urlaubsbekanntschaft machen zu können, ist schon erschreckend. In einigen Nationalparks der Rocky Mountains, z. B. im Banff National Park, gibt es bereits eigene Einheiten der Park Ranger, die sich ausschließlich um Bärensichtungen kümmern. Vermutlich sind es aber eher die Touristen, die von ihnen vor ihrer eigenen Dummheit geschützt werden.
Tötung von Bären
Bear Aware, nennt sich eine Aufklärungskampagne der B.C. Conservation Foundation. Die Stiftung berichtet, dass jedes Jahr durchschnittlich 800 Schwarzbären und 40 Grizzlys getötet werden, weil sie zu einer Gefahr für Menschen werden könnten oder bereits geworden sind. Oft handelt es sich dabei um Tiere, die nicht zuletzt durch die oben beschriebenen Fotosessions ihre Scheu vor den Menschen verloren haben und deswegen nicht ihr Heil in der Flucht suchen, wenn sie einem Menschen begegnen. In vielen anderen Fällen sind es Bären, die sich daran gewöhnt haben, Abfall in der Nähe von Siedlungen oder Campingplätzen zu suchen und so zwangsläufig immer wieder in Kontakt mit Menschen geraten. Wer sich jemals über die strengen Regelungen im Umgang mit Abfall und der Lagerung von Lebensmitteln auf Campingplätzen in Bärengebieten geärgert hat, sollte daran denken, dass liegengelassener Abfall für den Tod eines Bären (oder eines Menschen?) verantwortlich sein kann.
Die Hysterie nach solchen Angriffen legt sich meist ziemlich schnell wieder. Nur, wenn sich innerhalb eines kurzen Zeitraums mehrere Vorfälle ereignen, schaukelt sich das Thema eventuell hoch und wird dann auch noch über die zahlreich vervielfältigten Berichte in Wochenendausgaben deutscher Zeitungen über den Teich getragen. Interessant zu sehen, dass vom selben Autor ein tendenziell ganz anderslautender Bericht in einem Kanada-Magazin erschienen ist, der sich in gar nicht reißerischer Art des Themas angenommen hatte. Das ist einer großen Zielgruppe aber vermutlich nicht so leicht zu verkaufen.
[Update] Ein weiterer Grizzly-Angriff im Yellowstone Nationalpark
Im Yellowstone hat es einen weiteren Toten gegeben, den zweiten in 2011. Ein 59-jähriger US-Amerikaner aus Michigan hatte allein in einem abgelegenen Gebiet des Parks gezeltet und wurde offenbar durch einen Bären getötet. In der Nähe seines Zeltes wurden Grizzly-Spuren gefunden. Da hat wohl wieder jemand sein Glück herausgefordert – und verloren.
Kuriosum: Twitternder Schwärzbär in Glendale, CA, USA
Ein Bär, der offensichtlich die Scheu vor Menschen fast abgelegt hat, ist der „Glen Bearian“ genannte Schwarzbär, der in Glendale im Bezirk Los Angeles mehrfach gesehen wurde. Der Bär wurde mittlerweile eingefangen und zurück in die Wildnis verfrachtet, wo er hoffentlich erst mal bleibt und sich von Menschen fernhält. Der Schwarzbär hat es über den Twitter-Account @TheGlendaleBear zu einiger Berühmtheit gebracht. Böse Zungen behaupten allerdings, der Account sei gar nicht von ihm betrieben worden.