Der Icefields Parkway von Lake Louise nach Jasper, Tag 11

Blick auf den am Icefield Parkway gelegenen Bow Lake

Nach der Nacht auf dem Campground am Lake Louise haben wir noch den Tank gefüllt und uns direkt auf den Icefields Parkway begeben. Anfänglich war es noch ziemlich bewölkt (oder eher Hochnebel?), die Sicht auf die umliegenden Bergpanoramen wurde jedoch zunehmend besser und wir konnten ein paar schöne Fotos machen, wie z. B. das nebenstehende vom Bow Lake. Der Bow Lake wird vom Crowfoot-Gletscher gespeist und fließt durch den Bow River ab, den wir auf unserer Reise schon mehrfach gekreuzt haben und an dem wir ja auch die vergangene Nacht verbracht hatten. Wir waren hier mittlerweile auf 1920 Metern Höhe.

Am Bow Lake wie auch an den anderen Stellen, an denen wir später noch gestoppt hatten, gibt es schöne und gut begehbare Trails, die auch für den weniger erfahrenen Wanderer machbar sind. Wir hatten uns jedoch heute allein das Fahren auf dem Icefields Parkway vorgenommen und keine längeren Fußwege. Da wir in Jasper noch keine Übernachtungsgelegenheit reserviert hatten, wollten wir dort auch nicht erst am Abend ankommen.

Peyto Lake

Der Peyto Lake am Rande des Icefield Parkway

Zum Peyto Lake führt ein zwar kurzer aber teilweise sehr steiler Weg vom Parkplatz, der direkt am Icefields Parkway liegt. Dass hier stellenweise noch festgetretener Schnee lag, hat es nicht einfacher gemacht, zur Aussichtsplattform zu kommen, von der aus man einen fantastischen Blick über den Peyto Lake und die umgebenden Gebirgszüge hat. Den Schnee konnten wir ja schon ein paar Tage vorher auf dem Tunnel Mountain Campground in Banff begrüßen.

Hatten wir es schon etwas schwer, über die teils eisglatten Wege zu laufen, war das für ein paar japanische Touristen noch ein deutlich schwereres Unterfangen. Einige Mädels waren in Miniröcken und Ballerinas unterwegs. Trotz der immer wieder durch die Wolken brechende Sonne war das aber sicher nicht die richtige Kleidung. Mein Mitleid hielt sich allerdings in Grenzen.

Der Peyto Lake mit den Rockie Mountains im Hintergrund

Da auf unserem Parkplatz am Peyto Lake keine Busse standen, dachten wir, vor den damit reisenden Touristenhorden sicher zu sein. Leider war das ein Trugschluss: Der Busparkplatz war weiter oben, direkt neben der Aussichtsplattform. Den ewig gestressten Bustouristen sollte wohl der Fußmarsch erspart werden. Die Plattform wimmelte auf jeden Fall vor Japanern und Deutschen. Ein Wunder, dass wir überhaupt noch Fotos schießen konnten, auf denen nicht fuchtelnde Arme zu sehen sind. Die schon am Vortag erlebte Unverschämtheit und der Egoismus mancher Touristen waren für uns dann auch der Grund, keine weiteren Punkte mehr anzufahren, an denen wir solchen Reisegruppen wieder begegnen konnten. Das war nun überhaupt nicht unsere Vorstellung von Urlaub. Natürlich können wir nicht erwarten, allein durch das Land zu reisen. Aber diese Sorte von Touristen hatten wir in der Nachsaison nun auch nicht mehr in solchen Mengen erwartet.

Eines der niedlichen Eichhörnchen (Squirrels), das sich gerade über einen Tannenzapfen hermacht

Das kleine Squirrel, das sich intensiv und wenig scheu mit einem Tannenzapfen beschäftigte, konnten wir in Ruhe auf dem Rückweg zum Camper beobachten. Fast müßig zu erwähnen, dass eine quietschende Japanerin der Beobachtung dann ein Ende bereitet hat. Das Squirrel hat sich zwar fast gar nicht ablenken lassen – vermutlich war es ausreichend immunisiert –, das Gequieke war aber für uns akustisch kaum zu ertragen, sodass wir froh waren, wieder im Camper zu sitzen.

Waterfowl Lakes

Leider wolkenverhangener Blick auf den Upper Waterfowl Lake

Ein Stück weiter kamen wir an die Waterfowl Lakes. Der hier gelegene Campground hatte bereits geschlossen, wie die meisten anderen Übernachtungsmöglichkeiten am Icefields Parkway auch. Das und die Tatsache, dass wir keine Haltemöglichkeit für Busse entdecken konnten, war für uns Grund genug, hier zu stoppen. Mal wieder ein wenig allein sein, war das Ziel.

Der direkte Weg zum Upper Waterfowl Lake war gesperrt, dort fanden wohl Aufräumarbeiten der Parkverwaltung statt und der Campground wurde für den Winter vorbereitet. Wir sind dann einem Trampelpfad zum Fluss gefolgt, der die Verbindung zwischen dem Upper und dem Lower Waterfowl Lake bildet. Während wir noch überlegten, ob wir flussaufwärts zum Upper Waterfowl Lake oder flussabwärts zum Lower Waterfowl Lake gehen sollten, tauchte hinter uns noch ein weiteres Pärchen auf, die jedoch ebenfalls eher Ruhe als Gemeinschaft zu suchen schienen. Nach kurzer Beratung haben wir dann den Weg nach links (flussaufwärts) genommen und fast im gleichen Moment schlug das andere Pärchen erleichtert wirkend die Gegenrichtung ein.

Der See war bei weitem nicht der schönste, den wir in den letzten Tagen gesehen hatten, trotzdem bildet er als unser See immer noch eine der schönsten Erinnerungen an diesen Tag. Wir hatten den ganzen riesigen See für uns allein und haben die Zweisamkeit sehr genossen. Insbesondere nach den Meschenaufläufen am Lake Louise und Peyto Lake war diese Ruhe doppelt angenehm. Nur der eisige Wind hat uns davon abgehalten, hier noch viel länger zu bleiben.

Saskatchewan Crossing

Saskatchewan Crossing ist die Kreuzung von Icefields Parkway und David Thompson Highway, der von hier aus in östlicher Richtung durch die Rockies führt. Neben der Lage an dieser Kreuzung ist höchstens noch hervorzuheben, dass es hier nochmal eine Möglichkeit zum Tanken gibt. Da wir aber mit vollem Tank in Lake Louise gestartet waren, gab es für uns keine Veranlassung, hier nachzutanken. Wenn ich mich richtig erinnere, ist die Tankstelle auch nicht ganzjährig geöffnet, sodass man sich zumindest im Winter auch gar nicht erst auf diese Möglichkeit verlassen sollte.

Es gibt hier noch ein Rasthaus, in dem ich den schlimmsten Kaffee seit Jahren getrunken habe. Den Platz im Rasthaus teilen sich je zur Hälfte ein Souvenirshop und die eigentliche Gaststätte. Beides ist keinen Besuch wert, wenn man nicht eh eine Pause machen möchte. Das Essen in der Gaststätte haben wir nicht probiert, wir hatten ja einen prall gefüllten Camper draußen und hatten auch immer noch einige der köstlichen Äpfel, die wir im Okanagan Valley gekauft hatten.

Einzelnes Dickhornschaf am Rande des Icefields Parkway

Die Weiterfahrt führte uns durch großartige Szenarien, die immer wieder zum Anhalten zwangen; teils zum Fotografieren, öfter jedoch einfach nur zum Aufsaugen der Eindrücke, die fotografisch zumindest durch mich eh nur unzulänglich wiederzugeben wären. Etwas anders war das bei den Dickhornschafen (Bighorn Sheep), die wir direkt am Straßenrand sehen und fotografieren konnten. Und das trotz der immer wieder an- und abfahrenden Fahrzeuge und mancher Leute, die unvernünftig nah an die Dickhornschafe herangingen. Wir selbst haben uns in einiger Entfernung gehalten, wenn auch das sicherlich noch weniger war, als man vernünftigerweise einhalten sollte.

Nicht viel später erreichten wir den Athabasca Gletcher, bzw. die Columbia Icefields. Von der Straße aus ist der Gletscher schon gut sichtbar. Das Besucherzentrum bietet dann noch eine Ausstellung und die Möglichkeit, mit speziell ausgerüsteten Gletscherbussen die Icefields zu befahren. Der gut gefüllte Busparkplatz hat uns allerdings jede Lust auf dieses Erlebnis verdorben und deswegen und wegen der gesalzenen Preise für die Bustouren haben wir gar nicht erst angehalten. Ein weiteres Rudel aufgeregt schnatternder Touristen hätte uns den Tag mit Sicherheit versaut. Wir wollten aber nicht riskieren, dass die negativen Erlebnisse des Tages die positiven irgendwann überlagern könnten. Die Weiterfahrt war also die einzige Alternative für uns.

Den restlichen Weg bis Jasper, ab hier noch gut 100 Kilometer, haben wir recht zügig hinter uns gebracht. Zwar wären mit den Athabasca Falls und den Sunwapta Falls noch einige Sehenswürdigkeiten an der Strecke gewesen, uns war aber nicht mehr danach. Für die beiden Punkte gab es ja noch die Möglichkeit, sie in den nächsten Tagen von Jasper aus noch zu erreichen. Dort wollten wir schließlich mindestens zwei Tage bleiben.

Jasper

Die Camp-Site auf dem Whistlers Campground bei Jasper

In Jasper angekommen – besser gesagt kurz vor Jasper –, waren auf dem Whistlers Campground weder Plätze mit Full Hook-up noch welche mit Stromanschluss verfügbar. Da wir zwei Tage bleiben wollten, wäre das ganz angenehm gewesen, um alle Geräte verfügbar zu haben und Gas zu sparen, das ansonsten für den Kühlschrank gebraucht wurde. Wir hätten zwar auf der Überlauffläche stehen können, wo Strom verfügbar war, der Blick auf die asphaltierte Fläche, auf der die Motorhomes dicht an dicht standen, hat uns aber sofort davon überzeugt, dass es auch ohne Anschlüsse gehen würde. Wir haben dann gern für eine einfache Camp-Site ohne Anschlüsse, dafür aber mit Feuerstelle, entschieden und haben auch gleich die für das Feuer erforderliche Fire Permit erworben. Das kostenlose Feuerholz konnten wir uns in der Wood Pit holen und damit stand einem abendlichen Feuer nichts mehr im Weg.

Elk-Bulle (Wapiti)

Vorher sind wir aber noch nach Jasper gefahren. Der Weg vom Whistlers Campground nach Jasper nennt sich Wapiti Trail und trägt diesen Namen definitiv zurecht. Erst sahen wir eine einzelne Wapiti-Kuh und später noch einen Wapiti-Hirsch mit einer Kuh. Aus dem Auto heraus konnten wir ein paar tolle Fotos schießen.

In Jasper hatten wir dann nach einem kleinen Spaziergang ein nettes Pub gefunden. Im Whistler Stop gab es Bier und WiFi, zwei unserer Grundbedürfnisse waren also erfüllt. Viel mehr sollte man von Jasper aber auch nicht erwarten. Im Pub haben wir dann noch ein Paar wiedergesehen, das wir am Morgen auf der Aussichtsplattform am Peyto Lake gesehen hatten. Zum Glück konnten wir aber eine Wiedersehensfeier durch simples Ignorieren vermeiden. Jasper selbst gibt wenig her und lebt mehr von seiner Umgebung als von dem, was im Ort angeboten wird. Zumindest war das unser Eindruck.

Lagerfeuer auf dem Whistlers Campground bei Jasper

Zurück auf dem Campground gab es dann das erste Lagerfeuer unseres Urlaubs und dazu ganz hervorragende Steaks mit Bratkartoffeln. Ein wirklich traumhafter Abschluss für einen tollen Tag in den Rocky Mountains.