Jasper, Whistler Campground, Pyramid Lake, Tag 12

Frühstück auf dem Whistler-Campground in Jasper

Wunderbar ausgeschlafen begann der Tag auf dem Whistler Campground wenige Kilometer vor Jasper mit einer Dusche. Beim ausgiebigen Frühstück auf dem Picknicktisch vor unserem Camper konnten wir nochmal die Ruhe auf dem wirklich wunderschönen Campground genießen. Da die benachbarten Sites nicht belegt waren, kam es uns fast so vor, als seien wir allein auf dem Platz – natürlich abgesehen von den zahlreichen Eichhörnchen (Red Squirrels), die dort reichlich vertreten waren und sich bei ihrer Nahrungssuche auch lautstark (nicht störend) bemerkbar machten. Sehr befriedigend zu beobachten war, dass die Eichhörnchen sehr scheu waren und keine Anstalten machten, zu betteln. Das zeigt, dass die Besucher des Campgrounds sich wohl weitestgehend an das überall im Nationalpark geltende Fütterungsverbot halten. Das darf man ruhig mal hervorheben. Trotz unseres gedeckten Frühstückstischs kam nicht eines der Tiere in unsere direkte Nähe.

Der Pyramid Lake

Blick auf die Insel im Pyramid Lake

Gesättigt und für den Tag gestärkt fuhren wir durch Jasper zum Pyramid Lake, der seinen Namen nicht durch eine eigene Besonderheit erhalten hat sondern durch den im Nordwesten angrenzenden Mount Pyramid. Im See gibt es eine recht berühmte Insel, die sich bei unserer kurzen Begehung allerdings als wenig spektakulär erwiesen hat.

Karte der Trails am Pyramid Lake

Aus der nebenstehenden Karte am Parkplatz direkt neben dem Pyramid Lake haben wir uns einen vergleichsweise kurzen Trail von wenigen Kilometern zusammengestellt, der zumindest mich mit seinen Steigungen an die Grenze meiner Leistungsfähigkeit gebracht hat. Ausgehend von der Markierung sind wir in östlicher Richtung dem Weg 2b gefolgt, auf 2h abgebogen und dann über 2b und den höchsten Punkt der Strecke wieder zum Ausgangspunkt zurück.

Holz im Wald
Pferde und Reiter bei einer Flussdurchquerung
Pause bei Wanderung
Ausblick auf Jasper

Der ausgesuchte Trail erwies sich zwar als schwieriger, als es ursprünglich gedacht war, hat sich aber in jeder Hinsicht gelohnt. Auch die gewünschte Ruhe hatten wir, sind uns doch auf gesamten Strecke gerade mal drei Personen begegnet, davon zwei zu Pferd. Die Wege führten teils durch dichten Wald und waren gerade mal breit genug für uns, wenn wir hintereinander gingen, teils führten sie über Wiesen oder Geröll und waren kaum zu erkennen. Die Eindrücke entlang der Strecke waren großartig und haben uns für die Anstrengung (über die ein geübter Wanderer vermutlich nur lächeln würde) mehr als entschädigt.

An einem Punkt des Trails, an dem ich es aufgrund des steilen und engen Weges wirklich nicht erwartet hätte, sind uns zwei Reiter auf ihren Pferden und mit einem zusätzlich geführten Pferd entgegen gekommen. Nach kurzer Zeit wurde ihnen jedoch offensichtlich auch der Weg zu steil und sie kehrten um, wobei sie uns wieder passierten und an der Stelle, die wir uns für eine kurze Rast ausgesucht hatten, einen schmalen Fluss durchquerten. Wir konnten dabei ausgiebig bewundern, wie Pferd und Reiter gemeinsam arbeiten mussten, um die teils schwierige Strecke zu überwinden. Wir selbst haben uns dann für die weniger feuchte Brücke ein paar Meter weiter entschieden, die aber für die Reiter nicht benutzbar war.

An einer Stelle (der auf der Karte gekennzeichnete „Overlook“) taucht man aus dem dichten Wald auf und hat einen wundervollen Ausblick auf Jasper und den Trans Canada Highway, der am Wasser entlang in nordöstlicher Richtung durch die Rockies führt. Kurze Zeit später hätten wir unerfahrene Wanderer fast unseren Weg verloren, der an dieser Stelle überhaupt nicht zu erkennen war. Da wir aber die Karte in Form des oben zu sehenden Fotos dabei hatten, haben wir entschieden, dass der Weg nach oben der richtige sein musste – schließlich war ein Stück weiter der höchste Punkt der Strecke mit 1310 m ü.N.N. ausgezeichnet. Die Strecke dorthin verlief sehr trügerisch in wellenförmigen Steigungen, wobei man immer wieder dachte „diese 50 Meter noch, dann haben wir es“, nur um oben festzustellen, dass es nach einem kurzen Gefälle doch noch einmal höher hinauf ging.

Die glücklichen Wanderer auf dem Gipfel

Endlich oben angekommen, wurden wir gleich von einer Wandererin empfangen, die die Strecke in der entgegegesetzten Richtung gegangen war und uns direkt mit der Ansage begrüßte, dass wir jetzt tatsächlich oben angekommen waren. Wir müssen wohl ziemlich mitgenommen gewirkt haben. Das nebenstehende Foto (ja, es war windig dort oben) gibt das nur unzureichend wieder. Oben haben wir nochmal Luft, Aussicht und Ruhe genossen (mittlerweile hatte die Wandererin ihren Weg wieder fortgesetzt), bevor wir uns auf den teilweise sehr steilen Weg zurück zum Camper gemacht haben. Insgesamt waren wir mehrere Stunden unterwegs und ziemlich geschafft. Eine etwas bessere Kondition und mehr Wandererfahrung stehen schon auf dem Packzettel für die nächste Tour.

Jasper

Bevor wir wieder zurück zum Campground gefahren sind, haben wir noch einen Stopp in Jasper eingelegt. Im Café/Bistro „The Other Paw“ hatten wir noch ziemlich üblen Kaffee, dafür aber absolut leckeres Parfait und ein grandioses Sandwich. Wie ich ja überhaupt festgestellt habe, dass die Sandwiches in Kanada meist sehr empfehlenswert sind. Im Other Paw hatten wir dann auch die Möglichkeit, uns kurz im Internet nach den Wetteraussichten für die nächsten Tage zu erkundigen. Das hat uns dann auch gleich die Planung der weiteren Strecke abgenommen. Von Jasper aus würde uns der Weg auf jeden Fall in westlicher Richtung vorbei am Mt. Robson aus den Rockies heraus und wieder nach British Columbia führen. Kurz danach, am Tête Jaune Cache, muss man sich aber für die Fortsetzung entscheiden: weiter nach Nordwesten Richtung Prince George oder über den Highway 5 nach Süden am Wells Gray Park vorbei nach Clearwater.

Da wir bisher noch keine Bären gesehen hatten, diese aber auf unserer Wunschliste ganz oben standen, wollten wir eigentlich Richtung Prince George fahren. Auf dieser Strecke hat man verschiedenen Reiseberichten nach quasi eine Bärensichtungsgarantie. Aber das Wetter: Für Prince George war für den nächsten Tag eine Temperatur von 14° bei 99 % Regenwahrscheinlichkeit angesagt. Für Clearwater am südlichen Ende des Wells Gray Provincial Parks waren es stattdessen 27° und nur 10 % Regenwahrscheinlichkeit. Wir waren zwar für schlechtes Wetter ausgerüstet, aber wenn man die Wahl zwischen diesen beiden Optionen hat, war die Entscheidung wohl klar. Wir wollten also links auf den Highway 5 abbiegen und je nach Lust und Laune bis nach Blue River an der Ostseite oder Clearwater an der Südseite des Wells Gray Parks fahren. Das würde uns auf unserer Tour auch soweit bringen, dass wir den Rest wieder entspannt angehen können.

Tatsächlich sind wir dann sogar noch ein ganzes Stück weiter gefahren. Das ist aber Thema des nächsten Tages.