In den Jahren seit der auf diesen Seiten beschriebenen Wohnmobiltour sind in den Kommentaren und in etlichen E-Mails Fragen gestellt worden, die teils sehr spezifisch auf einzelne Begebenheiten eingehen, teils eher allgemeiner Natur sind.
Ich habe mir länger überlegt, wie ich damit umgehe. Fragen, die als Kommentar angekommen sind, wurden meist schon auf gleichem Weg beantwortet. E-Mails wurden natürlich ebenfalls schnellstmöglich beantwortet und hoffentlich immer mit zufriedenstellendem Inhalt. Gerade dabei gab es aber natürlich nur eine 1-zu-1-Kommunikation und es konnte niemand anderes daran teilhaben. Nun habe ich aber gerade bei wiederholter Fragestellung festgestellt, dass es doch sinnvoll sein könnte, verschiedene Fragen in einem öffentlichen und recherchierbaren Rahmen zu beantworten.
Da das nicht ganz neu ist, hatte ich schon vor längerer Zeit mit einem anderen Wohnmobilenthusiasten zusammen eine Informationsplattform zu Wohnmobiltouren in Kanada und USA ins Leben gerufen, auf der wir bereits auf viele der oft nachgefragten Punkte eingehen. Dort wird ein stetig wachsendes Angebot an Informationen gepflegt. Spezielles Augenmerk haben wir dem Thema eTA für Kanada gewidmet. Ohne diese Elektronische Reisegenehmigung kommt man als europäischer Tourist nicht mehr ins Land.
Andere Fragen werde ich wohl im nächsten Reisetagebuch aufgreifen, das in diesem Sommer während bzw. nach der bald anstehenden vierwöchigen Tour durch Westkanada veröffentlicht wird. Die Tour bietet mir auch Gelegenheit, auf spezifische Fragestellungen eine Antwort zu finden, die bisher außerhalb meiner Erfahrungen aus erster Hand liegen.
Um jedoch jetzt schon außer Ankündigungen auch etwas Wissenswertes liefern zu können, habe ich mir einen Punkt herausgepickt, der insbesondere vor der ersten Tour offensichtlich großes Interesse bzw. Unsicherheit in sich birgt: die Abwasserentsorgung.
Abwasserentsorgung –
ein Vergleich zwischen Deutschland und Kanada
Als jemand, der in Deutschland nie intensiv mit Campingplätzen oder Wohnwagen/-mobilen in Berührung gekommen war, hatte ich die Form der Abwasserentsorgung, wie sie auf nordamerikanischen Campgrounds (oder unterwegs) üblich ist, als normale und natürliche Lösung kennengelernt . Erst durch etliche, teils ungläubige Nachfragen hatte ich erfahren, dass es in Deutschland i. d. R. ganz anders abläuft.
Während in den RVs (Recreational Vehicles -> die in USA und Kanada gebräuchliche Bezeichnung für Wohnmobile jeder Bauart) meist fest eingebaute Nasszellen mit Spül-WC, Waschbecken und Dusche vorhanden sind, ist diese Bauform in Deutschland eher unüblich – zumindest in den einfachen Fahrzeugen oder Wohnwagen, die als Anhänger mitgeführt werden. Stattdessen sind hier eher mobile Campingtoiletten gebräuchlich. Es handelt sich dabei um portable Chemietoiletten, die für die Entsorgung des anfallenden Abwassers aus dem Fahrzeug genommen werden. Das Abwasser wird dann über die Kanalisation, auf Campingplätzen oft über spezielle Abflüsse, entsorgt. Vor der nächsten Benutzung wird die gereinigte Campingtoilette mit neuen Chemikalien befüllt und wieder im Fahrzeug verstaut.
Zwar ist der Platzbedarf für diese Campingtoiletten begrenzt, sie sind jedoch auch vergleichsweise unkomfortabel und viele Camper verzichten daher ganz darauf und nutzen nur die Toiletten auf den Campingplätzen. Freiheit und Privatsphäre geht dabei natürlich ein Stück weit verloren. Mit Blick auf die gegebenen Möglichkeiten sehe ich diese Campingtoiletten aber immer noch als annehmbaren und bequemen Kompromiss.
Ganz anders ist die Situation in Nordamerika. Die eingebauten Nasszellen bieten einen fast heimischen Komfort (na ja, zumindest den eines sehr kleinen Gäste-WCs). Und die Entsorgung des Abwassers geschieht völlig anders: Auf sehr gut ausgestatteten Campgrounds kann man sein Wohnmobil direkt an Frisch- und Abwasser anschließen und muss sich kaum Gedanken um die Entsorgung machen. Auf anderen Campgrounds kann das Abwasser nur an zentralen Stellen, den sogenannten Dumping Stations entsorgt werden. Dort wird dann ein mitgeführter Abwasserschlauch am Ablassstutzen des Fahrzeugs angeschlossen, dessen anderes Ende in einen Abfluss im Boden (Sewer) gesteckt wird. Das Abwasser kann abfließen und mit Frischwasser wird noch kurz nachgespült. Diese Dumping Stations werden auch von Tankstellen angeboten – für Kunden oft kostenlos oder gegen eine geringe Gebühr. Und einige Städte bieten ebenfalls Entsorgungsstationen an, sodass man nie darauf angewiesen ist, seinen Campground nach den Entsorgungsmöglichkeiten auszuwählen. Die Freiheit, die die Camper in Nordamerika so beschwören und genießen, wird so nicht eingeschränkt.
Es gibt ausführliche Infos zu dieser Abwasserentsorgung, dem Dumpen, bei CamperCo.